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Trainingsalltag in Zeiten von Corona

Nach wie vor hat die Corona Pandemie die Länder weltweit fest im Griff und schon bald jährt sich auch bei uns der Ausbruch des Coronavirus und der erste Lockdown im eigenen Land. Welchen Einfluss Corona auf unser aller Leben hat und wie stark unser tägliches Handeln durch das Virus eingeschränkt ist, hat jede und jeder von uns selbst erfahren. Auch die Sportszene musste einige harte Maßnahmen einstecken und im Breitensport geht seit vielen Wochen so gut wie gar nichts mehr. Auf die kurzen Phasen des Aufatmens während der Sommermonate folgte die nächste Welle des Lockdowns.

„Wir sind jetzt dann bald ein ganzes Jahr ohne Wettkampf und so gut wie ohne Training in der Sporthalle. Bis auf eine kurze Hochphase mit dem Trainingslager und dem Handball Sportcamp im vergangenen September waren keine gemeinsamen Aktivitäten möglich. Das zehrt nicht nur ganz schön an den Geduldsfäden der Spielerinnen und Spieler, sondern auch an denen der Trainerinnen und Trainer“, fasst Severin Englmann, Jugendkoordinator und Trainer der mU16, das Stimmungsbild in den vereinseigenen Reihen zusammen. Der Restart wird sehnsüchtig erwartet, dieser bedarf allerdings einer sehr genauen Planung, denn die Belastungen und auch die technischen Anforderungen des Handballspiels sind mit keinem Distance-Training, egal wie gut und kreativ dieses auch ist, nachzustellen. Der Entwicklungstrend der sportartspezifischen Trainingslehre ging vor Corona stark in die Richtung, das Ausdauer- und Krafttraining sportartspezifisch zu trainieren. Unter den gegebenen Umständen musste dies nun alles individuell und separat trainiert werden. „Wir sind aber keine Einzelsportler, die es gewohnt sind, die Trainingsprogramme für sich alleine zu absolvieren. Wir sind es gewohnt, die Trainingseinheiten gemeinsam im Team durchzuführen, in dem immer auch eine Interaktion und ein gewisser Wettkampf unter den Gruppenmitgliedern herrscht,“ findet Englmann klare Worte. „Dies zeichnet unseren Sport aus und deshalb wurde dieser Sport auch von unseren Spielerinnen und Spielern gewählt. Aber auch wir Trainerinnen und Trainer haben diesen Sport gewählt, da es uns Spaß macht, im Gegensatz zu einzelnen Spielern, ein ganzes Team zu coachen“, freut sich Severin Englmann schon wieder auf die gemeinsame Zeit in der Sporthalle.

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Aber wie schafft man es nun, den Kontakt zur eigenen Mannschaft zu halten, auch wenn ein regelmäßiges Wiedersehen in der Trainingshalle derzeit nicht möglich ist? Welches sind die besonderen Herausforderungen und Schwierigkeiten in der Art und Weise der neuen Trainingsgestaltung? Wie gelingt es dennoch, die Motivation unseres Nachwuchses aufrechtzuerhalten?

Dies sind nur einige Fragen, die unseren Trainerstab vor neue Herausforderungen gestellt haben. Wir wären allerdings nicht #mirsindhchard, wenn uns dieses Virus so einfach aus der Bahn werfen würde. Wir haben uns hierfür einmal in den eigenen Reihen umgehört und bei einzelnen Trainerinnen und Trainern nachgefragt. „Ich erlebe diese herausfordernde Zeit mit Höhen und Tiefen. Nach jeder Ankündigung eines neuen Lockdowns war ich im wahrsten Sinne des Wortes zuerst mal völlig „down“. Nachdem ich aber aus Leidenschaft Trainerin bin und mir meine Mädchen total am Herzen liegen, motiviere ich mich selbst jeden Tag aufs Neue und hoffe, dass dieser Funke überspringt“, erzählt Mirjam Burtscher, Trainerin der wU10. Dominik Faigle, Co-Trainer des Herren 2 kann sich Myrre nur anschließen: „Als Trainer ist es in dieser Zeit natürlich alles andere als leicht, die Spieler zusammenzuhalten, ein Training sicherzustellen und die Spieler zu einem Einzeltraining zu motivieren. Aus Spielersicht kann ich sagen, dass man so vieles anderes auch wieder einmal versucht und ausprobiert hat. Der Pfänder ist auf jeden Fall zum Freund geworden. Aber schon langsam würden wir alle mal wieder gerne auf der Platte stehen und richtig Handball spielen. Erst letztens wäre es Zeit für das Derby gegen Bregenz gewesen. Das tut schon weh, wenn man das im Kalender stehen sieht!“ ist Dominik sichtlich enttäuscht.

Auch die Umstände und Trainingsbedingungen sind zu Hause verschärft. Im Kinderzimmer ist oft nicht viel Platz, manche dürfen aufgrund der Nachbarn nicht springen und schon gar keinen Ball prellen. Das wichtigste Trainingsutensil im Handball wurde so kurzfristig durch Papierflieger, WC-Rollen, Socken, Stühle oder Seile getauscht. „Ein richtiges Handballtraining, wie wir das aus der Halle her kennen, ist das natürlich nicht“, ist sich Myrre sicher. „Es geht aber auch mehr darum, den Kontakt zu pflegen und gemeinsam wenigstens ein bisschen Sport zu betreiben.“

Ein Training muss abwechslungsreich, spannend und fordernd zugleich sein

Die Trainerinnen und Trainer waren sehr bemüht, alternative Formen der Trainingseinheiten zu kreieren. Die vielleicht auf den ersten Blick erscheinenden Hürden wie die Bedienung von Videokonferenz-Apps, Videoschnittprogrammen oder Social Media wurden gekonnt gemeistert und es ist ein kreatives Angebot entstanden. Die vielseitige Gestaltung der abwechslungsreichen Trainings zeigt den Ideenreichtum, die Leidenschaft und das unermüdliche Engagement unserer Trainerinnen und Trainer. Der jeweiligen Altersgruppe entsprechend wurden dafür spezielle Trainings vorbereitet. Von Trainingsbüchern in Papierform, über Trainingspläne mit Beschreibungen und Lehrvideos bis hin zu diversen Spielen in Form von Pantomime war alles mit dabei. „Es läuft super und macht allen wirklich Spaß, die Rückmeldungen sind toll!“ freut sich Astrid Kurz-Feldkircher, Trainerin der wU12. „Da ich mit diesen Ideen jedoch nicht wirklich in den persönlichen Kontakt mit den Kindern kam, habe ich mich entschlossen, ab Jänner das Training live ins Kinderzimmer zu bringen und online Trainingseinheiten anzubieten. Meine beiden Co-Trainerinnen Laura und Corinna unterstützen mich dabei tatkräftig und ich bin ihnen sehr dankbar dafür, denn es ist wirklich viel Arbeit, das ist nicht zu unterschätzen. Ich bin aber wirklich froh, diesen Weg eingeschlagen zu haben, denn nicht nur ich, sondern auch die Kinder selbst sind dankbar, dass es wenigstens diese Art von Training und „mitanand“ gibt“, freut sich Myrre über diese weitere Möglichkeit, um mit ihren Mädels der wU10 in Kontakt zu bleiben.

Eine willkommene Abwechslung bot auch ein sportlicher Kalender mit täglich neuen aktiven Überraschungen und die witzigen und unterhaltsamen Challenges, die in den einzelnen Gruppen sehr beliebt waren. „Das Enträtseln der Fotocollage mit Babyfotos aller Spielerinnen hat ihnen großen Spaß gemacht. Auch ich habe heimlich mein Babyfoto hineingeschmuggelt, welches am Ende sogar richtig erkannt wurde, was mich doch sehr überrascht hat. Eine Spielerin konnte mir allerdings auch den Grund dafür erklären: Die Farben auf dem Bild seien nämlich schon so verblichen gewesen!“ schmunzelt Astrid, auch bekannt als Ase.

Waren bei den Jüngeren die Eltern noch stark miteinbezogen, schlüpften die Älteren bereits selbst in die Trainerrolle. „Niki und ich wollten unseren Mädels einmal das Trainingszepter in die Hand geben. Jede Woche wurde eine andere Spielerin damit beauftragt, die Gestaltung der Trainingseinheiten der kommenden Woche zu übernehmen. Sie durfte dann auch selbst Mannschaftskolleginnen nominieren, die ebenfalls Aufgaben übernommen haben. Die Woche startet montags mit einem 50-minütigen online Warm-Up. Mittwochs ist Zoom-Meeting angesagt und am Freitag werden von den Mädchen vorbereitete Videos mit diversen Übungen in die WhatsApp Gruppe gestellt“, erklärt Conny Flecker, Trainerin der wU16. „Unsere Mädels sind sehr motiviert, bereiten tolle und abwechslungsreiche Workouts vor und es ist wirklich schön mitanzusehen, wie sie sich untereinander selber motivieren,“ zeigt sich Conny hellauf begeistert. „Auch wenn wir in diesen Zeiten sehr froh sind, dass wir auf Zoom und WhatsApp zurückgreifen können und es auch diese Möglichkeit der Interaktion gibt, fehlt uns natürlich der Ball und auch der persönliche Austausch sehr. Es ist uns aber auch genauso wichtig, dass unsere Mädels wissen, dass wir für sie da sind, nicht nur in der Halle, sondern eben auch in Zeiten von Corona“, hält Conny fest.

Die etwas anderen Herausforderungen

Die differenzierte Trainingsgestaltung ist aber auch mit einigen Herausforderungen verbunden und es ist nicht immer alles so einfach, wie es scheint. Man verbringt in der Vorbereitung sehr viele Stunden am Computer und leider nicht in der Sporthalle. Für die Handhabung und Bedienung der online Möglichkeiten ist neben dem technischen Verständnis auch ein gewisses Maß an technischem Geschick gefragt und die Erstellung der digitalen Inhalte ist oftmals sehr zeitintensiv. Es kommt auch auf das Feingespür darauf an, um zu merken, wann es einfach zu viele Inputs sind. Dann gilt es, ruhig auch einmal einen Gang runterzuschalten und eine Pause einzulegen. Die Regenerationsphasen weg vom Computer sind wichtig. „Übrigens, ich habe meinen Mädels versprochen, dass wir, sobald wir wieder in die Halle dürfen, die ersten zwei Stunden nur auf das Tor schießen werden!“ gibt Ase einen Ausblick auf die erste Trainingseinheit nach der Rückkehr in die Sporthalle.

Fest steht allerdings, dass keine Trainingstagebücher, keine individuellen Lauf- und Ausdauerprogramme, keine Online Trainings und auch keine Challenges, mögen diese auch noch so spannend sein, den persönlichen Kontakt zu den Vereinsmitgliedern und das gemeinsame Mannschaftstraining in der Sporthalle nur annähend ersetzen können. Momentan ist es für uns alle schwer, dessen sind wir uns bewusst. Wir sind als Verein aber auch davon überzeugt, dass es uns gelingen wird, gemeinsam gestärkt aus dieser Situation hervorzugehen und wieder richtige Handballfeste miteinander feiern und erleben zu dürfen. Das Engagement, der Zusammenhalt, die Bereitschaft, das alles war die letzten Wochen und Monate deutlich zu spüren. Die Gemeinschaft, die #mirsindhchard ausmacht, wird sowohl von den Mitgliedern als auch vom Trainerstab schmerzlich vermisst. Die zahlreichen Aktivitäten des Vereins zeigen dennoch, wie bemüht jede und jeder einzelne ist und wir sind froh, dass man uns auch in Zeiten wie diesen die Treue hält. #bleibimverein ist jetzt wichtiger denn je, denn unsere Kinder, Jugendlichen und alle Vereinsmitglieder sind eine zentrale und wichtige Stütze des Vereins – ohne euch geht es nicht!

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