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„Wäre mehr möglich gewesen“

HLA-Cheftrainer Markus Burger zieht nach sechs erfolgreichen Jahren bei den Roten Teufel Bilanz. Der 51-Jährige im Interview:

Mit der 23:25-Heimniederlage im 2. Halbfinalspiel am Montagabend gegen Bregenz ging für ALPLA HC Hard-Trainer Markus Burger nach sechs Jahren eine äußerst erfolgreiche Ära zu Ende. Gleich vier Mal in Folge (2012 bis 2015) wurde der 51-Jährige mit den Roten Teufel Champion in der Handball Liga Austria.

Beide Semifinalspiele gegen Bregenz wurden nach klaren Führungen verloren. In Bregenz war der Titelverteidiger mit fünf Toren vorne. Zuhause vor 2280 Zuschauern gleich mit sechs. Woran lag es?

Markus Burger: Wir haben uns in beiden Spielen selbst geschlagen, hatten zu viele Fehlwürfe und technische Fehler. In Bregenz waren es 29. In Hard vor dieser Wahnsinns-Kulisse 26. Es mangelte an der taktischen Disziplin, zum Teil auch an Routine. Vor allem Marko Tanaskovic und Roland Schlinger haben die Angriffe viel zu früh abgeschlossen. Unserem jungen Kreisläufer Lukas Herburger fehlte es in den beiden Halbfinalspielen noch an der notwendigen Qualität.

In welchen Bereichen war uns Bregenz überlegen?

Markus Burger: Bregenz hat sehr viel riskiert und die Chancen eiskalt ausgenützt. Tobias Warvne war eine überragender Spielgestalter und Vollstrecker. Als Mannschaft waren sie stärker, hatten einfach mehr Qualität.

Nach vier Meistertiteln hintereinander ist die erfolgreiche Serie zu Ende. Wie zufrieden bist du mit der abgelaufenen Saison?

Markus Burger: Mit dem dritten Platz kann ich nicht zufrieden sein, es wäre mehr möglich gewesen. Wir sind mit drei Legionären gestartet. Ich hätte Marko Krsmancic gerne behalten. Nach dem überraschenden Abgang von Kreisläufer Kresimir Kozina im Oktober zur SG Flensburg Handewitt war der Substanzverlust bei uns sehr hoch. Zudem war Abwehrspezialist Frédéric Wüstner lange verletzt und wir mussten im Mittelblock laufend umstellen. Für das alles haben wir uns aber sehr gut geschlagen.

Wie hat sich die Mannschaft in den sechs Jahren unter Trainer Markus Burger entwickelt?

Markus Burger: Bei meinem Amtsantritt 2010 kamen sechs Eigenbauspieler zwischen 16 und 20 Jahren frisch ins HLA-Team. Mit Dominik Schmid, Boris Zivkovic, Luca Raschle und Lukas Herburger haben vier davon den Sprung ins Nationalteam geschafft. Ich denke, ich habe meinen Auftrag erfüllt und für zusätzliche Professionalität im Verein, auch abseits vom Sport, gesorgt. Es ist mir bewusst, dass ich dabei auch manchmal unangenehm war. Aber dieser Linie bleibe ich treu.

Wie siehst du die Entwicklung in der Handball Liga Austria?

Markus Burger: Bedenklich! Es gibt zu viele Baustellen, es besteht die Gefahr einer Mehrklassengesellschaft. Es fehlt an Akzeptanz. Die Vereine arbeiten gegeneinander. Das Niveau der Liga kann nur steigen, wenn sich alle einig sind und auch die kleinen Vereine leben lassen. Was zudem fehlt, ist das Bekenntnis mancher Vereine zum Europacup. So kommen wir international nicht weiter und entwickeln uns zu einer reinen Ausbildungsliga. Es ist bedenklich, wenn zum Beispiel zum Viertelfinalspiel Westwien gegen Bregenz gerade einmal 200 Zuschauer in die Halle kommen.

Wer folgt heuer dem ALPLA HC Hard als Meister nach?

Markus Burger: Wenn Bregenz weiterhin so cool weiterspielt, sind sie ein gleichwertiger Gegner. Zudem hat Margareten zuhause gegen Krems ordentlich gewackelt. Die Wiener haben jedoch Heimvorteil. Gleich das erste Spiel in der Hollgasse wird titelentscheidend sein. Wenn Bregenz in Wien gewinnt, werden sie Meister. Denn Margareten hat in dieser Saison aus der Handballarena Rieden-Vorkloster noch keinen einzigen Punkt entführen können.

Wie geht es in den nächsten Wochen in Hard weiter?

Markus Burger: Die Mannschaft hat jetzt ein paar Tage frei und dann wird noch weiter trainiert. Ich werde mit meinem Nachfolger Petr Hrachovec telefonieren und fragen, was er will. Seine Vorstellungen sollten schon jetzt ins Training mit eingebunden werden. Ich werde ihn dabei voll unterstützen.

Abschließend, was macht Markus Burger in der kommenden Saison?

Markus Burger: Nach Trainingsschluss brauch ich erst einmal eine Pause, bring mich selbst in Form und mache meinen Kopf frei. Zudem werde ich im Sommer den  EHF-Mastercoach fertigmachen. Aber im Herbst werde ich wieder hungrig sein. Spätestens zu Weihnachten wird der eine oder andere Vereinsboss nervös werden und dann bin ich bereit.

Das Interview führte Harald Armellini

HC Hard News